Mubarak ist weg - doch der Widerstand darf jetzt nicht aufhören

Montag, den 14. Februar 2011 um 07:51 Uhr
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Unbändiger Jubel brach am Freitag, den 11.2.2011 auf dem seit Wochen besetzten Tahrir-Platz aus, als der ägyptische Diktator Hosni Mubarak nach fast 32 Jahren zurücktrat. Es war der Druck der Massen, die Millionen auf den Straßen und der zähe Kampf gegen alle Widrigkeiten (wie Folter, Polizeigewalt und Panzer auf dem Tahrir-Platz), der den Diktator stürzte. Doch wie geht es nach dem Rücktritt und der Machtübernahme durch das Militär weiter?

 

 

Der Diktator ist weg, doch die Diktatur bleibt

Unmittelbar nach dem Rücktritt hat das Militär unter dem mächtigen General und Verteidigungsminister Mohammed Hussein Tantawi die Macht übernommen. Als Vorsitzender des Obersten Militärrates wird erwartet dass Tantawi die Regierung und das Parlament entlässt und die Regierungsgewalt zusammen mit dem Verfassungsgerichtshof ausübt. Doch das bedeutet keineswegs, dass die Diktatur besiegt ist! Seit Jahrzehnten sind es nur Armeegeneräle, wie auch damals Mubarak, die das Land regieren. Der grundsätzlich regierungstreue Militärapparat hat die Unhaltbarkeit Mubaraks eingesehen, und versucht jetzt vom Regime zu retten, was noch zu retten ist.

Auch die weitere Rolle des bisherigen Vize-Präsidenten Suleiman ist noch unbekannt. Als jahrelanger Chef des Geheimdienstes war die Stärkung seiner Macht durch Mubarak ein klares Zeichen für die Protestierenden: Der für Folter und Mord an politischen Gegnern bekannte Vizepräsident symbolisierte die harte Linie gegen den Aufstand. Doch darüber hinaus ist er als gewiefter Diplomat und Verbindung sowohl zum Westen als auch zu Israel bekannt und hat die Blockadepolitik gegen den Gazastreifen von ägyptischer Seite mitbestimmt.

Wie Blätter im Wind

Abwartend reagierten hingegen die USA und die EU, die Mubarak als „Verbündeten gegen den Islamismus“ schätzten und ein klares Interesse an seinem Machterhalt hatten. Bezeichnend ist es zum Beispiel dass Ägypten nach Israel der größte Empfänger von Auslandshilfe durch die USA ist, die ausschließlich zu militärischen Zwecken verwendet wird. In den letzten Tagen und Wochen zeichneten sich die imperialistischen Staaten vor allem durch schwammige Botschaften nach einer Einstellung der Gewalt aus und wünschten sich klar eine Stabilisierung des wirtschaftlichen und militärischen Bündnispartners Ägypten.

Während in den letzten Wochen die USA offensichtlich bereits an einer Übergangsregierung arbeiteten, die im Fall des Falles das System erhalten sollten (man sehe sich hier zum Beispiel die Unterstützung für den ehemaligen Chef der Atombehörde, El Baradei an) setzen sie jetzt öffentlich ihre Hoffnungen in das Militär. Sowohl Vertreter_innen der USA als auch der EU sprachen vom „Vertrauen“, dass das ägyptische Volk dem Militär entgegen gebracht hatten und äußerten einmal mehr den Wunsch nach einer „Normalisierung“. Durchgehend positiv waren in diesem Sinne auch die Reaktionen auf den Militärputsch nach dem Rücktritt.

Doch egal, welchen „Hoffnungsträger“ des alten oder des neuen Regimes sie unterstützen interessieren sich die imperialistischen Staaten nicht für den Wunsch der Bevölkerung nach Arbeitsplätzen, leistbaren Lebensmittelpreisen und Demokratie sondern vor allem für die geostrategische Lage im Nahen und Mittleren Osten, besonders für den Suez-Kanal. Vor diesen falschen Freunden muss die Protestbewegung auf der Hut sein.

Wie weiter?

Die Protestbewegung in Ägypten hat durch Beharrlichkeit und heldenhaften Kampf einen ersten Erfolg errungen. Doch dabei darf die Bewegung nicht stehen bleiben. Die Versprechungen des neuen Militärregimes sind ein Versuch, die Bewegung versanden zu lassen, die winzigen Zugeständnisse Almosen. Doch die Werktätigen, Arbeitslosen und Jugendlichen müssen sich nicht mit einem Stück vom Kuchen zufrieden geben, sie können sich jetzt die ganze Bäckerei holen!

Die Revolution darf jetzt nicht zerschlagen werden – für die permanente Revolution in Nordafrika, für ein sozialistisches Ägypten!



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Zuletzt aktualisiert am Montag, den 14. Februar 2011 um 07:58 Uhr