Erfolgreicher Generalstreik in Nigeria!

Mittwoch, den 18. Januar 2012 um 21:14 Uhr
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Der Kampf um den Benzinpreis – Beginn einer afrikanischen Revolution?

 

Nigeria war über die Weihnachtsfeiertage 2011 aufgrund von Anschlägen der islamistischen Boko Haram Sekte  auf Christ_innen in den Medien.  Durch Bombenanschläge wurden in verschiedenen Kirchen Christ_innen getötet. Doch davon abgesehen kam es zu einem Ereignis, das von den bürgerlichen Medien in Österreich fast gar nicht beachtet wurde. Mit Anfang 2012 liefen die staatlichen Subventionen für die Benzinpreise aus. Nigeria fördert täglich zwei Millionen Barrel Öl (und ist damit sechstgrößter Erdölproduzent der Welt), aber seine Raffinerien sind seit Jahrzehnten kaputt und alle Treibstoffe werden importiert.  An diesen Importgeschäften bereichert sich die Elite – während den restlichen Nigerianer_innen nichts bleibt – außer dem verbilligten Benzin. Genau das sollte ihnen jetzt auch noch gestrichen werden.

Der Benzinpreis, bisher bei 65 Naira (ca. 0,30 Euro), hat sich nun schlagartig mehr als verdoppelt - auf offiziell 138 (ca. 0,65 Euro), in manchen Orten aber bis zu 250 Naira (1,20 Euro). Das ist mehr als das durchschnittliche Tageseinkommen in Nigeria.Gleichzeitig damit wurden natürlich auch Tickets für den öffentlichen Verkehr und Lebensmittelpreise höher.  Viele Menschen, die über die Weihnachtsfeiertage Bekannte besucht hatten konnten es sich nicht einmal mehr leisten nachhause zu fahren, da für sie ein Busticket zu teuer war.

 

Widerstand  und Sieg

 

Nigerias Gewerkschaften riefen zum Widerstand gegen den Angriff auf die große Mehrheit der evölkerung auf. Anfangs besetzten Jugendliche einen Platz im nördlichen gelegenen Kano und tauften ihn auf Tahrirplatz um, ein Symbol für die arabische Revolution. Der Platz wurde von der Polizei mit Tränengas geräumt. Doch die Proteste gingen weiter. Am ersten Arbeitstag im neuen Jahr folgten tausende Arbeiter_innen dem Aufruf der Gewerkschaften und demonstrierten gegen die Streichung der Subventionen und für mehr soziale Gerechtigkeit. In  Lagos kam es wieder zu Zusammenstößen mit der Polizei. Kundgebungen in der Hauptstadt Abuja wurden von der Polizei mit Tränengas aufgelöst und der zentrale "Eagle Square" abgeriegelt.Die Demonstrant_innen trotzten der Polizei und weiteten ihren Protest aus.

Ein unbefristeter Generalstreik wurde ausgerufen – Städte lahmgelegt.  Jugendliche blockierten Zufahrtswege zu Nobelviertel und ganze Autobahnen blieben leer. Während den Protesten arbeiteten Muslime und Christen größtenteils, trotz den erst so kurz zurückliegenden Angriffen, zusammen.  Egal welcher Religion die Arbeiter und Arbeiterinnen angehören – Angriffe der Reichen treffen sie alle. Die Polizei ging weiter scharf gegen die Streiks vor, allein am ersten Streiktag wurden 12 Menschen getötet. Trotzdem ging der Generalstreik eine Woche lang weiter.  Währenddessen  berieten sich Präsident Goodluck Jonathan und seine Politiker_innen. Als die Gewerkschaften ankündigten, den Generalstreik in eine zweite Woche zu tragen und die Protestmaßnahmen noch auszuweiten, gab sich Goodluck jedoch geschlagen.  Er erklärte, dass die Benzinpreise wieder teilweiße subventioniert würden, somit die Preise wieder fallen. Ein Sieg für die Arbeiter_innen Nigerias!!!

 

Afrikanische Revolution?

 

War das der Beginn einer afrikanischen Revolution ähnlich wie im arabischen Raum? Das zu behaupten wäre wohl zu optimistisch. Aber es war ein wichtiger Schritt für die Arbeiterinnen und Arbeiter Nigerias. Sie haben erkannt, dass sie stark sind und sich wehren können, wenn sie zusammen unabhängig von ihrem religiösen Glauben kämpfen. Einer der Demonstranten sagte: „ Unsere Politiker sorgen sich nicht um die Nigerianer. Sie sorgen sich nur um sich selber".

Nur wenn die nigerianische Bevölkerung selbst für sich sorgt und seine Politiker_innen stürzt, kann es sicher sein, dass die Benzinpreise nicht wieder steigen werden. Denn letztlich war ihr Sieg nur ein kleiner Teilsieg über die Regierung. Sie bleibt aber weiterhin bestehen. Nur wenn sich die Jugendlichen und Arbeiter_innen Nigerias dauerhaft selbst organisieren, können dauerhafte Siege (in letzter Konsequenz durch eine Revolution), deshalb unterstützen wir jeden Aufbau einer revolutionären Jugendorganisation und einer revolutionären Partei. Ohne Organe der Arbeiter_innen und Jugendlichen wird sich keine bessere Welt erkämpfen lassen, die nicht mehr Menschen über Menschen herrschen lässt,  sondern auf einer solidarischen Grundlage aufgebaut ist.

In diesem Sinne: Workers of the World Unite!

 

 

 

 

 

 

 



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