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m Morgen des 4 Aprils erschießt sich der 77 jährige Pensionist Dimitris Christoulas vor dem griechischen Parlament. Er wurde durch die brutale Sparpolitik des griechischen und europäischen Kapitalismus in den Tod getrieben. Dieser Mann hatte die Nazi-Besatzung, Bürgerkrieg und Militärdiktatur überlebt. Dass er sich jetzt das Leben genommen hat ist ein tragisches Beispiel für die grauenhafte Sparpolitik und die allgemeine Lebenssituation in Griechenland. Dimitris hinterieß einen Abschiedsbrief in dem er schrieb: „Die Besatzungsregierung von Tsolakoglou vernichtete buchstäblich jegliche Möglichkeit für mich zum Überleben, das von einer bescheidenen Pension abhängig war, in die ich persönlich 35 Jahre lang (ohne irgendwelchen staatlichen Zuschuss) eingezahlt habe. (...)Ich sehe keine andere Lösung als jene eines würdevollen Endes, bevor ich anfangen muss im Müll nach Essen zu suchen.”. Sogar in seinem Abschiedsbrief kommt noch ein Funken Hoffnung zum Vorschein: „Ich glaube, dass eines Tages die ‚Jugend ohne Zukunft’ Waffen in die Hand nehmen wird und die nationalen Verräter mit dem Kopf nach unten am Syntagma Platz aufhängen wird, so wie die Italiener es mit Mussolini 1945 am Piazza Loreto in Mailand gemacht haben.“
Jugend ohne Zukunft
Es ist kein Zufall, dass Dimitris in seinen letzten geschriebenen Worten seine Hoffnungen gerade an der Jugend festmacht. Die Situation in der sich die Jugendlichen Griechenlands befinden ist katastrophal. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt in Griechenland bei über 50%, es findet daher nur jede/r Zweite zwischen 14 und 24 irgendwo einen Job. Und wenn man überhaupt einen Job gefunden hat, dann ist er höchst wahrscheinlich unter prekären Arbeitsbedingungen. Das Bildungssystem leidet klarerweise auch enorm unter den Einsparungen der Regierung. Gleichzeitig zeigt die Jugend aber auch, dass sie sich ihre Zukunft nicht einfach nehmen und sich vom System und der Polizei das Leben zerstören lässt. Jugendliche sind meist in den fordersten Reihen bei sozialen Protesten und initiieren sie oft genug auch selber. Es ist eine Jugend die nichts zu verlieren und eine neue Welt zu gewinnen hat.
Wut und Empörung
Einige Stunden nach dem Selbstmord, strömen schon tausende auf den Syntagma-Platz um ihr Beileid zu bekunden und ihre Solidarität zu zeigen. Der Staat reagiert brutal, respektlos und widerlich und schickt hunderte mit Tränengas und Schlagstöcken ausgerüstete Polzist_innen. Es kommt schnell zu Auseinandersetzungen zwischen den zurecht wütenden und empörten Jugendlichen und der Polizei. Der Staat hatte die Bullen geschickt um zu vermeiden, dass dieser Vorfall die Aufmerksamkeit bekommt die ihm zugestanden ist, da dies zu einer „explosiven Situation“ hätte führen können. Die Jugendlichen kämpften mit Steinen und Molotowcocktails gegen die Polizei, während Bullen den Hauptplatz mit Tränengas übergossen und die Trauernden brutal vertrieben.
Es wurden vor allem Journalisten von der Polizei attackiert und krankenhausreif geprügelt. Damit wollte man verhindern, dass Dimitris ein weiterer tragischer Martyrer gegen das kapitalistische System wird, wie es 2011 Mohammed Bouazizi in Tunesien geworden ist. Der tunesische Verkäufer hatte sich selbst aus Protest und Verzweiflung in Brand gesetzt und somit den Anstoß für den Arabischen Frühling gegeben. Die tausenden Besucher_innen bei Dimitris Beerdigung, versprachen seine Mörder zur Verantwortung zu ziehen. Seine Tochter las eine Nachricht, die später auf sein Grab platziert wurde, vor „Wir sind 11 Millionen und unser Name lautet Widerstand“
Das Elend und die Wut die Dimitiris fühlte und Millionen Arbeiter_innen in Griechenland noch fühlen rührt aus der Politik die ihnen durch die Bourgeoisie aufgedrückt wird. Die Auswirkungen dieser Politik sind Arbeitslosenraten von über 20%, 50% Jugendarbeitslosigkeit, 68.000 Unternhemen die 2011 bankrott gingen und über 600.000 Arbeitsplätze die abgebaut wurden. In vielen Fällen haben Löhne und Pensionen um 50% Wert verloren. In vielen Arbeiter_innenvierteln liegt die Hungersnot unter Kindern bei über 20%. Bezeichnend ist auch, dass die Selbstmordrate Griechenlands, die früher eine der geringsten in Europa war seit den Einsparungen um mehr als 40% gewachsen ist.
Diese Einsparungspolitik die Dimitris zum Selbstmord trieb wurde den Arbeiter_innen Griechenlands gegen ihren Willen aufgezwungen und zwar von einer nicht gewählten Regierung. Die Griechische Regierung wurde nach den Interessen des europäischen Kapitalismus und der EU besetzt und Lucas Papademos ist nichts anderes als eine aufgestülpte Marionette, die nicht der Bevölkerung Griechenlands, sondern dem Kapitalismus verpflichtet ist. Die EU hatte diese Regierung eingesetzt nachdem sie besorgt darüber war, dass der ehemalige Präsident ein Referendum über die Einsparungspolitik abhalten würde.
Schockiert durch einen funken Demokratie hatte die europäische Bourgeoisie ihn sehr schnell ausgetauscht. Die Sparpolitik wird durchgedrückt um die Staatsschulden Griechenlands in die Taschen der Millionär_innen und Banker_innen zurückzuzahlen. Alle Bailouts die von der EU ausgehändigt werden gehen mit strengen Regelungen und Bedingung , an die griechische Regierung, einher. Die wichtigste davon war: Lasst die Arbeiter_innenklasse Griechenlands durch brutale Sparpakete und Einsparungen zahlen.
Wieso sollte die allgemeine Bevölkerung für Schulden zahlen, die von den Reichen und Politiker_innen verursacht wurden um die Banken und damit das elendige Häufchen des kapitalistischen Systems zu retten? Die herrschende Klasse Griechenlands hat über 600 Milliarden Euro in Schweizer Banken untergebracht. Das ist bei weitem genug Gelb um die Staatsschulden Griechenlands zurückzuzahlen!!! Wieso zahlen sie nicht? Wieso sollten die Arbeiter und Arbeiterinnen im Elend leben und leiden müssen um ein System zu retten,dass nicht in ihren Interessen handelt?
Wenn der Kapitalismus die Wahl hat die Lebensgrundlage von Millionen Menschen zu sichern oder das Privateigentum von reichen Säcken zu beschützen ist es klar auf wessen Seite er sich stellt: Auf die Seite des Privateigentums und der Bourgeoisie. Die Arbeiter_innen Griechenlands müssen sich weigern für diese Schulden zu zahlen.
Es gibt eine Alternative
Um das zu gewährleisten müssen jedoch die Arbeiter_innen und Jugendliche die Macht an sich nehmen. Im Mai wird es zu Wahlen kommen und die linken Kräfte stehen in den Umfragen bei unglaublichen 40%. Wahlen zu gewinnen bringt jedoch nicht viel. Das Parlament hat sich als das entblößt was es wirklich ist: ein Schweinestall wo Politiker_innen vereint ihre undemokratischen Attacken an die Arbeiter_innenklasse beschließen und dann Krokodilstränen für den Pensionisten weinen den sie in den Selbstmord gedrängt haben.
Die Arbeiter_innenklasse Griechenlands muss ihr Leben selber in die Hände nehmen, Die Wahlen sind eine gute Gelegenheit eine sozialistische Alternative aufzuzeigen. Die etablierten Institutionen können keine wahre Lösung für die Krise liefern, haben sie doch in der Vergangenheit bewiesen wessen Interessen sie vertreten. Demokratische Strukturen müssen Landesweit organisiert werden. Vor allem in besetzten Betrieben, von den Arbeiter_innen Arbeitslosen, Jugendlichen und Streikkommitees. Diese Gruppen müssen sich Landesweit verknüpfen um ein breites Nationales Netzwerk zu bilden, welche die parlamentarische Scheindemokratie in Form von Räten ersetzt. Diese müssen dann einen Generalstreik initiieren um das Parlament zu stürzen und um die Arbeiter_innen und Jugendlichen zu bewaffnen um sich gegen Polizei, Militär und faschistische Gruppen zu verteidigen.
Diese neue Struktur ist keine Wahnvorstellung und in ihrer Embrionalform existiert sie bereits in Griechenland. Wöchentlich werden neue Fabriken besetzt und Arbeiter_innen diskutieren demokratisch über eine gemeinsame Vorgehensweise.
Sozialist_innen müssen sich darauf konzentrieren diese Organisation zu konkretisieren um die Strukturen demokratisch zu halten sowie Rechenschaftsplicht und Abwählbarkeit zu erkämpfen. Die Organisationen der radikalen linken sollten sich innerhalb dieser Strukturen organisieren um gemeinsam zu kämpfen anstatt sich dem bürgerlichen Parlamentarismus zu beugen. Revolutionäre Sozialist_innen müssen sich in einer revolutionären Partei organisieren um diese demokratischen Entwicklungen bestmöglich in die Richtung einer sozialistischen Gesellschaft zu bringen.
Wir müssen eine Organisation und Strukturen gründen die dazu in der Lage ist die bestehende gesellschaftliche Ordnung zu stürzen welche täglich unsere Misere steigert und Menschen wie Dimitris Christoulas in den Selbstmord treibt.
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