Her mit einem menschenwürdigem Leben, weg mit den Grenzen der Festung Europa!

Dienstag, den 15. September 2015 um 17:13 Uhr
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Migrantinnen und Migranten hinter einem Zaun in Griechenland nach ihrer Verhaftung, Schwarz-WeissStatement von REVOLUTION International

Es gibt keine Flüchtlingskrise. Es gibt nur unzählige Krisen, die unzählige Menschen dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Dass die Europäische Union diese Menschen trotz Grenzzäunen, Spezialeinheiten und Drohnenüberwachung nicht mehr daran hindern kann, ins Innere der „Festung Europa“ zu kommen, das ist die „Krise“ für die Herrschenden.

In den letzten Tagen ist die Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen in Österreich und Deutschland vermehrt in das Hauptaugenmerk der Medien geraten. Der Grund dafür ist nicht, wie von bürgerlichen Politiker_innen behauptet, ein „Flüchtlingsansturm“ sondern die Unfähigkeit, Geflüchtete angemessen zu empfangen, einzuquartieren und zu versorgen.

Das komplette Versagen können wir jeden Tag an den Erstaufnahmestellen des LAGESO (Landesamt für Gesundheit und Soziales) in Berlin sehen, wo Hunderte obdachlos sind und auf ihren Termin warten. Viele Geflüchtete werden von den Behörden auch in die Obdachlosigkeit gezwungen, weil ihnen statt einer Unterkunft ein „Hostelgutschein“ gegeben wird, von dem jede_r weiß, dass er nicht mehr angenommen wird. Auch das Umfunktionieren von Baumärkten und Messehallen zeigt, dass für die Unterbringung von Flüchtlingen in Deutschland keine Mindeststandards gelten. Von angemessener Gesundheitsversorgung oder psychologischer Unterstützung ist natürlich auch keine Rede. Anfang September begannen die deutschen Behörden zudem wieder Grenzkontrollen im Schengenraum durchzuführen um Flüchtlinge an der Grenze abzufangen und abzuschieben, Österreich zog kurz darauf nach.

In Österreich ist die massive Überlastung des Erstaufnahmezentrums Traiskirchen zum Symbol des „Nicht-Wollens“ geworden. Weil sich Bürgermeister_innen im ganzen Land weigern, Geflüchtete in ihre Gemeinden aufzunehmen und der Staat den Asylwerber_innen keine Bewegungsfreiheit oder freie Wohnortwahl zugesteht lebten teilweise über 4500 Menschen auf dem für 800 ausgelegten Gelände. Mehr als 1400 waren in Zelten untergebracht, weitere 1200 hatten gar kein Dach über dem Kopf, und grundlegende Versorgung wie mit Sanitärartikeln, Nahrung und teilweise Wasser wurde von der Betreiber_innenfirma nicht ausreichend gewährleistet. In ganz Österreich sind Tausende Geflüchtete in nicht winterfesten, ungeheizten Zelten untergebracht.

In beiden Ländern ist es so, dass die Unterstützung von links organisierten und privaten Aktivist_innen sowie NGOs verhindert hat, dass es zu Wassermangel oder schlimmen medizinischen Krisen kam. Die staatlichen Stellen geben sich derweil „überfordert“ und sprechen von einer Notsituation. Tatsächlich ist es aber seit Jahren abzusehen, dass eine große Zahl Menschen auf der Flucht sind, die zum Großteil vor Konflikten oder Zuständen weglaufen die durch aktives Eingreifen oder aktives Wegschauen der EU-Staaten produziert wurden. Das gilt für den Bürger_innenkrieg in Syrien, die Situation in Lybien, Afghanistan und Pakistan und auch für diejenigen, die vor der wirtschaftlichen Situation am Westbalkan fliehen.

Tatsächlich eskalieren die österreichische und die deutsche Regierung die Situation bewusst, indem sie einzelne Gemeinden überlasten, menschenunwürdige und gesundheitsgefährdende Wohnsituationen schaffen und Tausende in die Obdachlosigkeit zwingen. Die mitleidigen Kommentare von Merkel und Faymann, wer Hilfe brauche der werde um jeden Preis aufgenommen, werden zur Karikatur wenn die beiden gleichzeitig Grenzen schließen oder Druck auf Nachbarländer wie Ungarn machen, keine Flüchtlinge ausreisen zu lassen. Die Verantwortlichen für Krieg und Krise in den neokolonialen Ländern, aus denen die meisten fliehen, sitzen auch in den Konzern- und Regierungsspitzen der Europäischen Union. Das Grenzregime der „Festung Europas“ soll sie vor den Konsequenzen ihrer Handlungen schützen und so die Herrschaft von Kapital und Imperialismus sichern. An den Grenzen dieser Festung sterben jedes Jahr Tausende, ertrinken im Mittelmeer, ersticken in Lastwagen, werden von Zäunen geprügelt.

Wir sind gegen diese zynische Aufteilung der Welt und ihrer Unterdrückten. Zusammen mit unseren Kolleg_innen, egal woher sie kommen, kämpfen wir gegen Ausbeutung in den imperialistischen Kernländern und den Neokolonien. Ein kämpferischer Internationalismus ist unsere Antwort auf das Grenzregime und den Nationalismus im imperialistischen Europa, wir sehen uns als Teil einer weltweiten Arbeiter_innenklasse und lassen uns nicht spalten.

Wir wollen eine gemeinsame Bewegung von antirassistischen Aktivist_innen und Betroffenen aufbauen, in die wir die folgenden Slogans hineintragen:



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