Wir müssen über Sex reden!

Donnerstag, den 25. Oktober 2012 um 11:22 Uhr
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Wir müssen über Sex reden - Aber gleichberechtigt und mit Leuten, die was davon verstehen – nicht mit denen, die es uns verbieten!

Aus dem neuen Kampagnenflyer von REVOLUTION zum Thema "Unabhängige Jugendorganisation"

An irgendeinem Punkt im Leben der meisten Jugendlichen – bei den manchen früher, bei anderen später – kommt der Moment, wo wir uns für Sex interessieren. Stark interessieren. Die Mädchen und Jungs, mit denen wir uns vorher gut – oder auch nicht – verstanden haben werden auf einer körperlichen Ebene interessant, wir verbringen mehr Zeit mit ihnen – und wenn es klappt, verbringen wir diese Zeit auch anders als davor – küssend, kuschelnd, blasend, leckend, vögelnd. Dass das alles aber nicht allzu einfach ist und der Weg zu angenehmem Sex schwer ist hat zu gutem Teil mit den Grenzen zu tun, die unsere Gesellschaft Jugendlichen in vielen Bereichen ihres Lebens setzt, auch in der Sexualität.

Aber was, wenn es unseren Eltern und Erziehungsberechtigten nicht passt, mit wem wir schlafen, rummachen oder eine Beziehung führen? Nun, der Staat Österreich gibt ihnen ausgezeichnete Mittel in die Hand um zumindest Beziehungen zwischen nicht Gleichaltrigen zu unterbinden: Die Schutzaltersgesetze. In Österreich besagen diese im großen und Ganzen dass Jugendliche miteinander schlafen dürfen, wenn sie zumindest 14 Jahre alt sind, es sei denn, einer oder einem der beiden wird unterstellt, nicht reif genug zu sein „die Bedeutung des Vorgangs einzusehen“ - dann ist es strafbar, wenn der Altersunterschied zumindest 3 Jahre beträgt und eine Person unter 16 Jahre alt ist. Und genau da liegt der Hund begraben! Reife hat nur sehr wenig mit dem tatsächlichen Alter zu tun, und es kann schon mal vorkommen dass sich 16- und 19-jährige verlieben oder einfach einander anziehend finden– in vielen Fällen wird das aber nicht nur von der Gesellschaft geächtet, sondern Eltern, die das verhindern wollen erzählen einfach das Märchen von der sexuellen Unreife. So eine Behauptung wird in den meisten Fällen auch nicht durch eine_n Gutachter_in überprüft – und schon hat man eine Beziehung zerstört, das eigene Kind wieder unter Kontrolle und im schlimmsten Fall auch noch eine_n Jugendliche_n mit einer Vorstrafe!

Gleichzeitig wird Sexualität von Jugendlichen – die viel experimentieren, ausprobieren und meistens keine Wohnung oder genügend Freizeit haben, in der sie das tun können – gesellschaftlich oft als etwas Unsauberes, Falsches oder zumindest Unreifes gesehen. Und viele Schulen – vor allem religiöse Privatschulen – unterbinden es dann, wenn sich Schüler_innen in den Pausen küssen oder nur berühren, drängen damit die Sexualität in das Verbotene, Anrüchige und ein bisschen Unangenehme. Sind das gute Bedingungen, um sich mit etwas so Wichtigem und so Neuem auseinanderzusetzen?

Denn ja, Sexualität ist für die meisten Jugendlichen etwas Neues – weder in der Schule noch in den Medien bekommt man ein realistisches Bild davon, was eigentlich so abgeht wenn sich zwei „besonders lieb haben“. Entweder der Sexualunterricht beschäftigt sich auf einer theoretischen Ebene mit den Hintergründen von Sex oder es wird verkürzt dargestellt, wie man richtig verhütet (wenn überhaupt). Hinzu kommen die absurden Moralvorstellungen und religiösen Dogmen die vor allem Religionslehrer_innen dazustreuen – aber auf keinen Fall dass, was Jugendliche am meisten brauchen – Mut zum Ausprobieren und ein paar nützliche Tips, wie Sex für alle Beteiligten Spaß macht. Stattdessen informiert man sich über ein „anrüchiges“ Thema eben über anrüchige Kanäle – und sexistische Mainstream-Pornografie oder überzogene Rollenbilder in Filmen und Medien sorgen für ein verzerrtes und überzogenes Bild, das auch leicht zu Frust und Komplexen führt.

Klarerweise ziehen sich die herrschenden Ideen und Normen unserer Gesellschaft und auch ihre Unterdrückungsverhältnisse durch den Sexualunterricht. Somit bekommen wir einen Sexualunterricht der in so gut wie allen Fällen nur die heterosexuelle Seite von Sex darstellt und Homosexualität ignoriert oder verurteilt. Weiter geht es dann damit, dass die Sexualität von Frauen und Mädchen kaum im Sexualunterricht behandelt wird, da wird zwar den Männern und Jungs erklärt Masturbation sei etwas völlig normales aber Selbstbefriedigung bei Frauen und Mädchen wird zum Tabu gemacht.

Wir von REVOLUTION fordern stattdessen: Gerade in Schulen, Berufsschulen und Jugendzentren müssen Räume geschaffen werden wo offen und realistisch über Sex geredet wird. Wir treten für einen praxisnahen, umfassenden Sexualunterricht durch geschulte Gleichaltrige, Sexualpsycholog_innen und Expert_innen ein, dessen Lehrplan nach den Wünschen der Jugendlichen gestaltet wird. Wir sind gegen heteronormativen Sexualunterricht und für die gleichberechtigte Darstellung aller Formen von Sex und aller Sexualpraktiken die auf gegenseitigem Einverständnis beruhen. Es braucht vor allem in den Schulen breite Kampagnen gegen sexistische und konservative Vorurteile, kostenlose Verhütungsmittel und Schwangerschaftsabbrüche und einen verantwortungsvollen, freien Umgang mit Sexualität, keine prüden Halbwahrheiten! Schluss mit den Schultzaltersgesetzen, für einen schonungslosen Umgang mit Vergewaltiger(_inne)n, sexueller Belästigung und Nötigung ohne sich auf meist lächerliche abstrakte Altersgrenzen zu berufen!



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