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Start Archiv Klassenkampf und Politik Keine Träne um Otto Habsburg

Keine Träne um Otto Habsburg

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Otto Habsburg, der letzte Erbe der Habsburger, der noch während der dunklen Periode der Monarchie am Leben war, ist vor einigen Wochen gestorben. Nachdem er die letzten Jahre doch eher im Hintergrund geblieben war, war die Medienaufmerksamkeit um dieses Thema dann doch überraschend. Auf allen relevanten Titelseiten der Republik wurde die Monarchie noch einmal so richtig abgefeiert, Ottos Sternstunden aufgezählt und sentimental um die Tatsache herumgeschrieben wofür dieser Mann wirklich stand. Die Vertreter_innen aller bürgerlichen Parteien erklärten, wie wichtig Habsburg nicht gewesen sei und treten jetzt geschlossen an seinem Grab auf. Ist das so eine große Überraschung?

Uns überrascht die Romantisierung des alten Kaisersohns durch Politik und Medien nicht besonders. Denn auf der Welle der Habsburger-Nostalgie mit zu schwimmen ist jetzt, wo er seine kruden Ideen nicht mehr öffentlich machen kann ein einfacher Weg, an ein bisschen Publicity im Sommerloch zu kommen. Trotzdem ist es notwendig, dieser Verklärung ein paar Tatsachen entgegen zu setzen.

Denn Habsburg war nicht bloß der „geläuterte“ Monarchist und große Vertreter der EU. Er war in erster Linie erst einmal ein erzreaktionärer Rechtskonservativer, dessen bisschen Intelligenz es ihm erlaubte zu erkennen, dass es mit der Monarchie in Österreich so bald nichts mehr werden würde. Dennoch erfüllt vom Glauben an seine eigene Überlegenheit und einem allgemeinen Elitarismus (also dem Glauben, dass einige wenige, die es besser können, bestimmen sollten) schlug er eben neue Wege ein. Sein Werdegang wurde von den bürgerlichen Medien, allen voran „Standard“ und „Presse“ ausreichend beschrieben, es bleibt nur, den gemeinsamen Nenner zusammen zu fassen.

Der Mann, der von der Presse ein „überzeugter Demokrat“ genannt wird leistete sich ja auch einige „Ausrutscher“ nach rechts, unterstützte bis zu seinem Tod und offiziell den Austrofaschisten Dollfuß, wollte gerne 1938 statt Hitler die Macht in Österreich übernehmen (mit Unterstützung des Austrofaschisten Schuschnigg) und unterstützte später den Erzkonservativen Antikommunisten Franz-Josef Strauß (der durch Sprüche bekannt war wie: Ich will lieber ein kalter Krieger sein, als ein warmer Bruder.“) Selbst den reaktionären Bürgerkrieg, den Arbeiter_innenmord im Februar 1934 als die Sozialdemokratie und der Schutzbund noch einmal gegen das faschistoide Regime aufbegehrten unterstützte er. Otto Habsburg war alles – Monarchist, Parlamentarist, österreichischer Patriot – nur eines nicht: Niemals war er fortschrittlich. Oder ungefährlich.

Denn sein Geld und seine Bekanntschaften machten ihn zu einem sehr begabten und beliebten Lobbyisten – begabter als sein Sohn, den ein Spendenskandal 1996 aus allen politischen Ämtern drängte. Und wie wir gesehen haben, waren die Ziele, für die sich Otto einsetzte für alle Menschen mit fortschrittlichen Zielen höchst gefährlich.

Darum weinen wir Otto keine Träne nach – ganz zu schweigen davon, seinen Tod zu feiern. Im Alter wurde der Reaktionär ja auch weitestgehend ungefährlich, und was er so öffentlich von sich gab hatte auch kaum Auswirkungen. Schauen wir uns aber lieber genau an, wer so laut um ihn trauert – und das sind von Glawischnig (Grüne) bis Strache (FPÖ) so ziemlich alle Politiker_innen in Österreich. Denn das sagt einiges über die und ihre Ziele aus.



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Zuletzt aktualisiert am Samstag, den 16. Juli 2011 um 15:33 Uhr  

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