„Siamo tutti Antifascisti!“ (italienisch: „Wir sind alle Antifaschist_innen“) hallte es am Freitag, den 15.7. durch die Häuserschluchten von Neukölln. In diesem von Arbeiter_innen und Migrant_innen dominierten Bezirk hatte die rechtsextreme NPD eine Demonstration unter dem Titel „Kriminelle Ausländer raus“ angemeldet – und es galt, den Faschist_innen alles entgegen zu setzen, was wir hatten. Die Polizei in Berlin gibt Demonstrationsanmeldungen von Nazis traditionell erst sehr spät heraus, um Gegenmobilisierungen zu verhindern, doch als klar wurde, dass der Aufmarsch stattfinden würde war vor allem eines klar: Widerstand musste organisiert werden. Und natürlich war auch die Berliner REVOLUTION-Gruppe beteiligt.
Zunächst einmal aber war es nicht möglich, mit den verschiedenen Gruppen und Einzelpersonen in der „Autonomen Antifa“-Szene eine effektive Absprache über Ziele, Taktiken oder auch nur Termine zu treffen. So war es eher unkoordinierter Haufen als eine schlagkräftige Demonstration, die sich vom U-Bahnhof ihren Weg zwischen den Hochhäusern suchte. Die fehlende Vorbereitung der Autonomen führte dazu, dass die eigentlich schlagkräftige Gruppe aus etwa 150 Antifaschist_innen (etwa gleich viele trieben sich an anderen Stellen im Bezirk herum) beim ersten Anblick von Polizist_innen auflöste und das alte Katz-und-Maus Spiel mitmachten.
Nach der anfänglichen Verwirrung gelang es aber, mit etwa 70 Personen, die Route der Nazi-Demonstration kurzzeitig zu blockieren, was die Polizei aber bald auflöste. Hier wäre es notwendig gewesen, zumindest in der Aktion Einheit zu zeigen, Ketten zu bilden und der Polizei und den Faschos den Spielraum zu nehmen. Stattdessen waren die Reihen offen und es war einfach für die Polizei, die Gruppe von Straße zu Straße zu scheuchen und immer wieder einzelne Demonstrant_innen brutal zu verhaften.
Später gelang es nicht nur, ins nächste Umfeld der Demonstration zu kommen, und die Faschist_innen zumindest an Lautstärke zu überbieten sondern auch migrantische Anwohner_innen in den Protest miteinzubeziehen. Der geschlossene Protest hinter und neben den Faschist_innen machten aber auch angreifbar – was ein REVOLUTION-Genosse am eigenen Leib erfahren musste. Er wurde von einem Pflasterstein getroffen und mit anderen Verletzten (Opfern von Polizeigewalt) lokal versorgt.
Allgemein zeigte die für die kurze Vorbereitungszeit große Mobilisierung und die Miteinbeziehung der lokalen Bevölkerung, das durchaus eine Bereitschaft für den antifaschistischen Kampf besteht. Der Eifer und der konsequente Widerstand gegen die polizeiliche Repression macht klar, was für Potential hier eigentlich bestünde, gerade weil keine bürgerlichen Gruppen an den Protesten teilnehmen, die Medienaufmerksamkeit und Dominanz in der Aktion zu sich ziehen wollten. Doch immer wieder scheitert die Aktion, wie auch in Österreich, an fehlender Absprache und Organisation. Die Autonomen Antifas sind nicht in der Lage, ihrer Verantwortung als zahlenmäßig stärkste Kraft in der Bewegung nachzukommen – ihre Strategie bietet keine Perspektive für die Jugendlichen, die eben nicht nur auf Randale, sondern auf effektiven Widerstand aus sind.
Diese Perspektive eines organisierten, offenen und gemeinsamen Kampfes bieten revolutionäre Gruppen, aber eben auch nur in Koordination mit anderen in der Aktion. Die Einheit der Linksradikalen im Widerstand, in der Aktion muss hergestellt werden, in Deutschland wie in Österreich auch. Und hier setzt beispielsweise das Anti-WKR-Ball Bündnis an. Hier kann auf breiterem Boden eine Aktionsstrategie diskutiert und festgelegt werden, ohne die falsche Vorstellung der „linken Familie“ zu feiern. Und nach dem freiwilligen Ausscheiden der antideutschen Kräfte wie der GRAS kann hier der Grundstein für eine allgemeine antifaschistische Koordinationsstruktur gelegt werden, die der Kampf so dringend benötigt.
Siamo tutti Antifascisti!
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