„Rassismus hat es immer schon gegeben und wird es auch immer geben.“ Jede*r von uns hat diesen Satz schon öfter zu hören bekommen. Klar, denn für den kapitalistischen Hausverstand beginnt die Unendlichkeit mit der Entstehung der ersten Klassengesellschaft und endet mit dem Untergang der letzten. Insofern stimmt diese These, denn so wie der Kapitalismus ohne Rassismus undenkbar ist, gab es auch in allen vorhergehenden Klassengesellschaften Rassismus, welcher stets den Interessen der herrschenden Klasse gedient hat. Angefangen von den Raubzügen des Altertums und dessen Sklavenhaltergesellschaften, den Kreuzzügen des Mittelalters bis hin zum Kolonialismus der Neuzeit, bei all diesen Formen der Unterdrückung wurde die Gier der herrschenden Klasse nach Macht und Geld mehr schlecht als recht von einem rassistischen Deckmäntelchen verschleiert. Eine biologische Unterlegenheit der jeweiligen „Anderen“ sollte als Rechtfertigung für ihre Diskriminierung dienen.
Im modernen Kapitalismus ist das Deckmäntelchen zu einem schweren Mantel angewachsen, da auch die Profite, die es ideologisch zu rechtfertigen gilt enorm in die Höhe geschossen sind.
So werden zumeist statt den biologischen Differenzen (deren Nichtexistenz mittlerweile bewiesen wurde) eher kulturelle Unterschiede in den Vordergrund gerückt, aufgeblasen und als unüberbrückbare Hindernisse dargestellt. Oder es wird betont, dass alle Kulturen gleichwertig, seien aber um gar keinen Preis vermischt werden dürfen. Rassismus hat also viele Gesichter, aber sie alle haben das gleiche Ziel: Die Spaltung der arbeitenden Klasse in abertausende ethnische Gruppen und stattdessen die Bindung an „ihre“ nationale Bourgeoisie.
Dies erleichtert in erster Linie das Drücken von Löhnen. Indem Migrant*innen weniger bezahlt wird, als „lokalen“ Arbeiter*innen, ist es möglich, den Druck auf letztere zu erhöhen, auch schlechter bezahlte Jobs anzunehmen. Daher ist die Forderung „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ nicht nur eine, die den tendenziell schlechter bezahlten Schichten (Migrant*innen, Frauen, Jugendliche) zugute kommt, sondern eine die im Interesse der gesamten Arbeiter*innenklasse ist. Rassismus ist daher den Interessen der Arbeiter*innenklasse diametral entgegengesetzt, auch wenn das für viele auf den ersten Blick nicht so erscheint.
Doch nicht nur am Arbeitsplatz wütet der Rassismus, er beherrscht auch die meisten anderen Bereiche gesellschaftlichen Zusammenlebens. Ob im Park, im Supermarkt, im Restaurant, in der Schule, die besonders wichtig ist, um Menschen zu braven Proletarier*innen (oder für eine bestimmte monatlich zu entrichtende Summe eben nicht) zu erziehen, werden von Lehrenden oft rassistische Vorurteile implizit oder gar explizit weitergegeben. Allein schon dadurch, dass Deutsch die einzige Unterrichtssprache ist (mit Ausnahme von einigen wenigen Schulen an denen auch in Englisch oder Französisch unterrichtet wird), werden Schüler*innen mit nicht-deutscher Muttersprache diskriminiert. Das geht sogar so weit, dass geistig völlig normal entwickelte Kinder die Sonderschule besuchen müssen und nie in ihrem Leben eine Chance auf einen Arbeitsplatz haben werden, nur weil sie keine oder nur geringe Deutschkenntnisse aufweisen.
Der Staat mit seiner rassistischen Gesetzgebung ist schließlich Krönung und Ausdruck unserer Gesellschaft. Arbeitsmigrant*innen bekommen zwar Aufenthaltsbewilligungen, jedoch nur zu dem Maß und so lange, in dem die Wirtschaft sie braucht, der Rest steht vor verschlossenen Türen. Menschen, denen in ihrem Herkunftsland die Ermordung droht, wird Asylmissbrauch vorgeworfen, Abschiebungen haben den Zweck, die (migrantische) Bevölkerung in Furcht und Schrecken zu versetzen und gefügig zu halten. Von der Exekutive, von der man schon mal krankenhausreif geprügelt werden kann, bloß weil man die falsche Sprache spricht oder die falsche Hautfarbe hat, ganz zu schweigen.
Angesichts dieser Tatsachen, ist es ein Hohn, dass manche bürgerlichen Ideolog*innen uns einzureden versuchen, das Hauptproblem seien die Vorurteile des/der Einzelnen und, wenn es die nicht mehr gäbe, würde auch der Rassismus vom Erdball getilgt sein. Denn wie wir gesehen haben ist der Rassismus dem Kapitalismus nicht nur viel zu nützlich, um ihn aufzugeben, er hat ihn sogar in seinen Gesetzen festgeschrieben und reproduziert ihn tagtäglich wieder. Keine bürgerliche Partei der Welt (so anti-rassistisch und weltoffen sie sich auch geben möge) würde für die Gleichberechtigung von Migrant*innen in jenen Bereichen kämpfen, in denen diese die Profite der Kapitalist*innen schmälern würde. Man kann dies anhand der grünen Partei beobachten: Überall dort, wo sie an einer Regierungskoalition beteiligt war, hat sie rassistische Gesetzgebung befürwortet und mitbeschlossen, trotz anti-rassistischer Rhetorik. Solche Parteien wollen höchstens die Gleichstellung nationaler und internationaler Unternehmen, aber niemals die völlige Gleichberechtigung der Menschen.
Die einzige Klasse die unter keinen Umständen vom Rassismus profitiert, sondern darunter leidet und somit die konsequente Bekämpfung des Rassismus als objektives Ziel hat, ist die Arbeiter*innenklasse. Jedoch muss sie für die Erreichung dieses Ziels die Macht der Bourgeoisie über sich brechen und ihre eigene Weltordnung errichten, in der Unterdrückung und Ausbeutung keinen Platz hat.
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