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Frauenrechte verteidigen - HLI Kongress angreifen!

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Eines der grundlegenden Frauenrechte, die Selbstbestimmung von Frauen über ihren eigenen Körper und das Recht auf Abtreibung, stehen momentan von vielen Seiten unter schwerem Beschuss. Um dies zu sehen muss man nur einen Blick in den US-Amerikanischen Wahlkampf und den Parteikongress der Republikaner und die Aussagen von Todd Akin werfen oder sich auch die Politik hierzulande ansehen. Denn auch hier terrorisieren christliche fundamentalisten der HLI (Human Life International) regelmäßig Frauen die abtreiben wollen und fordern das generelle Verbot von Abtreibungen. Diese widerliche Truppe veranstaltet vom 4-8 Oktober ihren 6. Weltgebetskongress im Palais Niederösterreich den es von uns und allen fortschrittlichen Kräften zu stören und zu verhindern gilt!


Abtreibung als hart erkämpftes Recht

Die Möglichkeit abzutreiben und somit über seinen eigenen Körper und sein Leben (also ob man Mutter wird oder nicht) bestimmen zu können ist ein sehr schwierig und langwierig von den Frauen der Arbeiter_innenbewegung erkämpftes Recht. Die Aktivistinnen haben hier nicht nur erbittert gegen Kirche, Politik und die herrschende Moral ankämpfen müssen sondern auch oft gegen ihre eigenen Genossen.

Den Schwangerschaftsabbruch als Praxis gibt es schon sehr lange, so haben im antiken Griechenland und im heiligen römischen Reich schon Frauen mit Kräutermixturen Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt. Nach dem römischen Recht war dies sogar straffrei, da der Fötus als körperlicher Teil der Frau galt. Gleichzeitig war er aber rechtlich Eigentum des Mannes, daher war eine Abtreibung gegen den Willen des Ehemannes strafbar. Abtreibungen hat es auch unabhängig vom rechtlichen Status von Schwangerschaftsabbrüchen immer gegeben nur unter medizinischen Bedingungen die für diese Frauen meist tödlich ausgegangen sind.

In den 1920er Jahren gab es verstärkt Forderungen nach der Legalisierung der Abtreibung innerhalb der sozialistischen Bewegung. Zu diesem Zeitpunkt war es meist so, dass wohlhabende Frauen in privaten Sanatorien oder anderen Stätten Möglichkeiten fanden Abtreibungen durchzuführen während die Frauen aus ärmeren Verhältnissen und aus der Arbeiter_innenklasse unter unhygienischen und lebensgefährlichen Verhältnissen entweder selbst oder in dunklen Seitengassen abtrieben. Während des Austrofaschismus wurden Abtreibungen verboten und während des Nationalsozialismus wurden sie in die rassistische Ideologie der Nazis eingegliedert. Bei „arischen“ Frauen stand Abtreibung unter Todesstrafe und von den Nazis als „rassisch“ minderwertig eingestufte Frauen wurden zu Abtreibungen und Zwangssterilisierungen gezwungen. Auch nach dem Nationalsozialismus blieben Abtreibungen illegal, die Sozialdemokratie gab den Kampf für die Selbstbestimmung der Frau. Erst durch die Gründung der AUF (Aktion unabhängiger Frauen) 1972 und den von ihnen und Arbeiter_innen initiierten Protesten und Druck auf die Sozialdemokratie wurde 1975 die Fristenregelung eingeführt und somit Abtreibung bis zum 3 Monat legalisiert. Musste jedoch wie bis heute privat gezahlt werden. Heute kostet eine Abtreibung meist zwischen 300 bis 600 Euro, eine Summe die für viele Frauen und vor allem junge Frauen, Schüler_innen, Lehrlinge und Studierende kaum leistbar ist. Wieder sieht man den Klassenunterschied, denn Frauen aus reichen Familiem fällt es auf Grund ihres hohen Einkommens um einiges leichter eine Abtreibung zu bezahlen, während Frauen aus ärmeren Familien sich die Behandlung kaum bis schwer leisten können. Auch ist es fast unmöglich Termine für Abtreibungen in öffentlichen Kliniken zu bekommen, daher müssen die meisten Frauen auf Privatkliniken ausweichen. Gerade Frauen aus den Bundesländern müssen oft zusätzliche Anfahrtskosten zu Privatkliniken nach Wien oder Salzburg zahlen was eine weitere Belastung darstellt. Formell gesehen ist die Abtreibung in Österreich auch nur straffrei, was Frauen die nette Message beinhaltet, dass wir mit einer Abtreibung zwar ein Verbrechen begehen, aber es toleriert wird und wir es nicht dafür bestraft werden, solange es innerhalb von drei Monaten passiert.

Auswirkungen der Illegalisierung

Statistiken der WHO belegen, dass jährlich um die 47.000 Frauen an den Folgen von unsicheren und unhygienischen Abtreibungen sterben, das ist die logische Konsequenz von Abtreibungsverboten. Die meisten dieser Frauen starben in Entwicklungsländern wo Abtreibungen meist unter strengen Verboten stehen. Auch sind die Abtreibungsraten in Ländern mit Verboten um einiges höher als in Ländern mit legaler Abtreibung. Natürlich steht auch Abtreibung in einem Zusammenhang mit Verhütungsmitteln und sexueller Aufklärung. Wir müssen flächendeckende kostenfreie Verhütungsmittel und frühen, von bürgerlicher Moral befreiten Sexual- und Aufklärungsunterricht fordern um ungewollte Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten zu vermeiden. Genauso muss natürlich der Reichtum in einer Gesellschaft so aufgeteilt werden, dass sich auch jede Frau, die dies will, sich ein Kind auch finanziell leisten kann (und das ohne von einem Mann abhängig zu sein, weil er das Geld nachhause bringt).

Diskurs in der Öffentlichkeit

Gerade zum Thema Abtreibungen wird in der Öffentlichkeit traurigerweise immer viel Schund in der Debatte von sich gegeben. Von rechter Seite kommt man da auch gerne mit dem Vergleichen von Abtreibungen mit dem Holocaust bzw. der Shoah. Dieser widerliche Vergleich hinkt nicht nur massiv, sondern ist zudem eine extreme Verharmlosung und Relativierung der Verbrechen des Nationalsozialismus, dem bewussten und grausamen Mord an 6 Mio. Menschen aufgrund ihrer angeblichen „Rasse“.. Aber auch von bürgerlich „linker“ Seite wird die Fristenlösung meist nur halbherzig verteidigt. Ihre Argumentation verteidigt meist nur die Frauen, die aus finanziellen Gründen abtreiben und steuert am eigentlichen Kampf vorbei – nämlich dem Kampf für ein selbstbestimmtes Leben einer jeden Frau – frei von Zwängen einem Stereotyp zu entsprechen und sich einem Mann oder einer Institution, Staat oder Kirche unterzuordnen. Wir setzen uns dafür ein, dass Frauen ohne irgendeine Form der moralischen Verurteilung, kostenfrei und flächendeckend die Möglichkeit zur Abtreibung zu jedem gewünschten Zeitpunkt gegeben wird.

War on Women

Wer die Wahlen in den USA mitverfolgt wird auch von dem „Versprecher“ von Todd Akin einem republikanischen Kandidat für den Senat zu Ohren gekommen sein. Dieser eigenartige Herr und absoluter Abtreibungsgegner hat nämlich als er darüber befragt wurde wie er sich denn um Abtreibungen in Fällen von Vergewaltigungen positioniert „erklärt“, die Frau würde im Falle einer Vegewaltigung körpereigene Verhütungsmittel produzieren daher würde es fast nie zu Schwangerschaften durch Vergewaltigungen kommen. Neben diesem wundervollen Beweis für seine Anatomiekenntnisse des weiblichen Körpers hat er auch von noch als Sahnehäubchen auf diesem Eisbecher voller Scheisse von „legitimate rape“ gesprochen. In den USA gibt es jährlich mehr als 32.000 Abtreibungen auf Grund von Vergewaltigungen. Auch ein anderer republikanischer Kandidat Tom Smith hatte mediale Aufmerksamkeit bekommen, als er sich von den Aussagen Todd Akins distanzieren aber die Position ausnahmsloser Abtreibungsverbote verteidigen wollte und „unabsichtlich“ den Horror einer Vergewaltigung mit dem Zeugen eines unehelichen Kindes verglich. Traurigerweise sind dies keine Einzelfälle auf dem letzten republikanischen Parteikongress formierte sich eien Plattform die sich für das bedingungslose Abtreibungsverbot einsetzt. Auch werden in den letzten Jahren in immer mehr Staaten der USA Abtreibungsverbote eingeführt und ein stark frauenfeindlicher politischer Kurs gefahren.

HLI blockieren

Auch in Österreich haben wir genug von Organisationen, die sich gegen die Selbstbestimmung und generellen Gleichberechtigung der Frau stellen und uns Frauen als Gebährmaschinen betrachten. Vom Kartellverband, der „Aktion Leben“, bis zur ÖVP und FPÖ, der „Jugend für das Leben“ und Organisationen wie der HLI - frauenfeindliche Organisationen gibt es traurigerweise genug. Und die HLI ist eine der militantesten in diesem mittelalterichen Früchtesalat. Sie terrorisieren Frauen auf dem Weg zu Abtreibungskliniken, kaufen Kliniken auf, haben Verbindungen zur Rechtsextremen Szene, fotografieren und filmen Aktivist_innen, nennen Frauen und Ärtzt_innen die abtreiben Mörder_innen und noch viele weitere widerliche Dinge. So einer Gruppe wird nun gestattet im Palais Niederösterreich ihre netten „Gebets-Kongresse“ abzuhalten. Nicht mit uns!!! Wir fordern alle fortschrittlichen Jugendlichen, Frauen und Männer auf das Recht auf, ein selbstbestimmtes Leben von Frauen zu verteidigen und sich auf den Demonstrationen gegen den Kongress der HLI zu beteiligen. Weiters treten wir für folgende Forderungen ein:

  • Völlige Legalisierung von Abtreibung für jede Frau zu jedem gewünschten Zeitpunkt! Abtreibung muss völlig kostenlos sein!

  • Weg mit der Hetze und Tabusierung von Abtreibung! Kampf jeder frauenfeindlichen Politik!!

  • Flächendeckendes Angebot an Abtreibungskliniken! Bestmögliche medizinische Versorgung für alle Frauen, die abtreiben wollen!

  • Freier und kostenfreier Zugang zu Verhütungsmitteln und der Pille danach!!Für befreiten Sexual und Aufklärungsunterricht! Gegen heteronormativen Sexualunterricht!

  • Für die Freiheit von Frauen und ihr Recht auf ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben! Darum auch Kampf dem Sexismus und seinen Rollenbildern, immer und überall!



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Zuletzt aktualisiert am Freitag, den 28. September 2012 um 14:36 Uhr  

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