Am 2. Mai steht
das Spiel des FC Sans Papiers (FC SP) gegen die Mannschaft des FC Stolzenberger auf dem Programm. Mit einem Sieg hätte der FC SP punktegleich den vierten Rang in der Tabelle der 2. Spielklasse A belegen können. Ob das Spiel nun stattfindet, ist ungewiss. Am 29. April wurden mehrere Spieler des FC SP während ihrem Training auf der Marswiese festgenommen.
Beim FC Sans Papiers handelt es sich um einen Fußballverein von Migranten und Asylwerbern. Die Spieler kommen aus Nigeria, Liberia, Guinea und anderen afrikanischen Ländern.
Der FC Sans Papiers verknüpft seine sportliche Tätigkeit mit einer klaren politischen Absage gegen Rassismus und Abschiebeterror. So schreibt er in einer Stellungnahme, dass die Spieler das Spielfeld betreten, „um bewusst zu artikulieren und visualisieren, dass kein Mensch illegal sein kann.“ Der Name „Sans Papiers“ leitet sich dabei von der aus dem Französisch kommenden Bezeichnung für „Papierlose“ ab, d.h. Menschen, die ohne offiziellen Aufenthaltsstatus in unterschiedlichen Ländern leben, und auf eine Abwicklung des Asylverfahrens warten bzw. nach einem negativen Verfahren kriminalisiert werden.
In Österreich sind solche Asylverfahren mit mehreren Schikanen verbunden. Manchmal mehrere Jahre Warten auf einen Bescheid, Arbeitsverbot während dieser Zeit und ständige rassistische Diskriminierung durch die Behörden. Schafft man es durch den Instanzenzug, so gibt es trotzdem nur geringe Aussichten auf einen positiven Bescheid. 67% der Anträge werden abgewiesen, 17% eingestellt oder als gegenstandslos klassifiziert. Bleiben noch 16% für positive Bescheide.
AsylwerberInnen, die sich trotz eines abgewiesenen Verfahrens in Österreich aufhalten, werden immer wieder Opfer von Anhalteaktionen oder Razzien. So auch geschehen mit dem FC Sans Papiers. Einer der verhafteten Spieler wurde mit dem Polizeibus BP 438 über den Gürtel geführt, als eine Spontandemonstration es erfolgreich schaffte den Bus aufzuhalten. Nachdem sich die Nachricht über SMS und Internet verbreitete wurde, fanden sich immer mehr Menschen ein, um gegen den rassistischen Staat und seine Abschiebebehörden zu demonstrieren.
An die 300 Leute versammelten sich rund um den Abschiebebus der Polizei, in dem ein Spieler festgehalten wurde, dem nun die Abschiebung drohte. Ca. 50 Menschen blockierten den Bus bzw. legten sich darunter, um ihn am Wegfahren zu hindern. Es wurden Sprüche wie „Abschiebung ist Folter, Abschiebung ist Mord, Bleiberecht für alle, jetzt sofort“ oder „No border, no nation, stop deportation“ gerufen. Ca. gegen 20.45 versuchte die Polizei das erste Mal die Blockade rund um den Bus aufzulösen. Sie ging dabei äußerst brutal vor, zerrte Menschen aus der Blockade, um sie anschließend auf den Boden zu werfen, ihnen die Kehlen zuzudrücken oder das Nasenbein zu malträtieren.
Beeindruckend war, dass aus den umliegenden Lokalen mehrere dutzend Jugendliche sich spontan an der Demonstration beteiligten. Die offensichtliche Polizeigewalt und rassistische Beschimpfungen der Polizei wie „Schleich di zruck wosd herkummst!“ hat ihren Teil dazu beigetragen, dass es zu spontanen Solidarisierungen kam.
Nachdem es über eine Stunde gelungen war, trotz permanenten Polizeiangriffen und ständigen Verhaftungen den Wagen zu blockieren, gelang es der Wiener Polizei nun doch ihre Aufgabe als Repressionsorgan und Handlanger des bürgerlichen Staates auszuführen und dem Bus die Weiterfahrt zumindest so lange zu ermöglichen bis der Spieler in einen anderen Bus „verfrachtet“ werden konnte.
Der Weg in die Schubhaft und die darauffolgende Abschiebung konnten zwar nicht verhindert werden. Nichtsdestotrotz war die Demonstration ein wichtiges Symbol gegen den Abschiebeterror des österreichischen Staates. Sie hat dennoch gezeigt, dass ein organisierteres und entschlosseneres Vorgehen notwendig gewesen wäre, um nicht nur die Abschiebung, sondern auch die insgesamt 46 Festnahmen zumindest teilweise verhindern zu können.
Es braucht neben einer klaren Perspektive für Aktionen jedoch auch eine politische Perspektive, die über einzelne Aktionen gegen Abschiebungen hinausgeht. Es liegt auf der Hand warum der österreichische Staat Hand in Hand mit der Europäischen Union eine immer restriktivere Abschiebepolitik vertritt. Das von Österreich und der EU und ihren Battlegroups angerichtete Unheil, wie Kriege oder Wirtschaftskatastrophen, soweit wie möglich aus dem „eigenen Land“ fernzuhalten. Demgegenüber fordern wir die sofortige Öffnung der Grenzen und die Abschaffung jeglicher Sonderregelungen und Sondergesetzen für AsylwerberInnen! Bleiberecht überall: Kein Mensch ist illegal!
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